Der regelmäßige Blick auf die Waage, die eindeutig zu viel Gewicht anzeigt und den Druck erhöht, abnehmen zu müssen. Das Vorhaben, Gewicht zu reduzieren, wird meistens getroffen, wenn Frust und Motivation am größten sind. Also muss eine effektive Diät her, mit der die überschüssigen Kilos ganz schnell verschwinden. Diverse Ratgeber und revolutionäre Diätempfehlungen in Frauenzeitschriften werden gewälzt und dann geht´s los – morgen…

Eine nachhaltige Gewichtsreduktion kann jedoch nur erreicht werden, wenn Ernährungs- und Lebensstil langfristig verändert werden. Die Gefahr, den so gefürchteten Jo-Jo-Effekt am eigenen Leib zu spüren zu bekommen, ist bei kurzfristigen Diäten besonders groß. Sich für das Durchhalten der Diät mit dem zu belohnen, worauf lange verzichtet wurde, führt leider dazu, schnell wieder in alte Essgewohnheiten zu verfallen. Bald darauf zeigt die Waage das alte Gewicht an und meistens auch noch mehr. Daher sollte das Vorhaben, eine kurzfristige Diät machen zu wollen, durch das Vorhaben einer nachhaltigen Ernährungsumstellung ersetzt werden.

Darüber hinaus ist nicht alles für jeden Menschen geeignet. Bei einer geplanten Ernährungsumstellung sollte immer der Gesundheitsstatus berücksichtigt werden. Dabei muss geschaut werden, welche Maßnahmen geeignet sind und zu welchem Zeitpunkt umgesetzt werden können. Eine universelle Diät für alle kann es nicht geben.

 

Darum scheitern Diäten: Die Diät ist eine Vernunftsentscheidung

Die erbarmungslose Anzeige auf der Waage, mahnende Worte oder die strengen Blicke einiger Leute sind oft Triebfedern, eine Diät in Angriff zu nehmen. Entscheidungen aufgrund eines „Ich müsste mal…“, „Es wäre schon besser, wenn…“, sind so kräftig wie ein zahnloser Tiger. Solche Entscheidungen haben keine Kraft und fallen bei der ersten herausfordernden Situation anderen Prioritäten und alten Gewohnheiten zum Opfer.

 

Darum scheitern Diäten: Das gesetzte Ziel ist oft unrealistisch

In der Regel ist es so, dass Übergewicht über einen langen Zeitraum, oft über viele Jahre, aufgebaut wurde. Verschwinden soll es aber bitte innerhalb weniger Wochen. Das Vorhaben, jede Woche fünf Kilo abzunehmen, ist kaum umsetzbar und lange durchzuhalten. Es ist körperlich zu anstrengend, Heißhungerattacken sind vorprogrammiert. Frust und Misserfolg stellen sich ein, was meistens zum Abbruch der ganzen Maßnahme führt.

 

Darum scheitern Diäten: Versagensgefühle

Es gibt diese Tage, da funktioniert einfach gar nichts. Auch eine Diät nicht. Da kommt der Heißhunger und das Gefühl, schon so lange auf geliebte Dinge verzichtet zu haben. Und alles garniert mit einer ordentlichen Portion Alltagsstress. Kekse, Weingummi, Schokolade, Chips & Co. sind jetzt nicht mehr sicher. Das löst oft ein schlechtes Gewissen und Versagensgefühle aus. In solchen Momenten wird die Flinte oft ins Korn geworfen.

 

Darum scheitern Diäten: Rezepte und Maßnahmen zur Gewichtsreduktion sind zu aufwändig

Die Zubereitung von Mahlzeiten wird bei Diäten meistens von heute auf morgen vollständig verändert, was zu Überforderung und Frustration führt. Vieles, und dazu gehört auch die Zubereitung von Mahlzeiten, wird schon lange praktiziert und erfolgt durch ein hohes Maß an Routine. Neue Rezepte und Zubereitungsformen sind fremd, kompliziert und kosten in der Umsetzung zu viel Zeit und Energie. Sie sind nicht lange durchzuhalten und werden meistens beendet, wenn ein paar Kilogramm und der erste Leidensdruck verschwunden sind.

 

Darum scheitern Diäten: Schlechte Vorbereitung

Unser Alltag ist meistens vollgepackt mit Aufgaben und Terminen, die erledigt werden wollen. Diese Vielzahl an Aufgaben ist oft nur zu schaffen, indem wir den Autopiloten einschalten. Dazu gehört auch das Essen, was in einem stressigen Berufsalltag oft nebenbei und mit möglichst wenig Aufwand praktiziert wird. In dieser Gemengelage will das Vorhaben der Gewichtsreduktion umgesetzt werden. Und schon funktioniert der Autopilot nicht mehr und das Steuer muss wieder in die Hand genommen werden. Zusätzliche Überlegungen, Planungen und die Umsetzung überfordern schnell und bringen das Projekt Gewichtsreduktion ins Wanken oder gar zu Fall.

 

Darum scheitern Diäten: Versuchungen und Saboteure

Es ist sehr schwer, schon lange praktizierte Gewohnheiten zu verändern. Um das zu schaffen, braucht es neben einer guten Planung und Vorbereitung gute Gründe, viel Geduld und Durchhaltevermögen. Es wird auf diesem Weg immer Situationen, aber leider auch Menschen geben, die einem die Umsetzung des Vorhabens erschweren. Da sind beispielsweise noch restliche Süßigkeiten im Schrank, die immer wieder durch den Kopf schwirren. Die Regale im Supermarkt, in denen Lieblingssnacks stehen, oder die Schale mit den Süßigkeiten im Büro sind große Herausforderungen.

Bei dem Entschluss abzunehmen ist das soziale Umfeld oft nicht begeistert von dem Vorhaben, die Ernährung umzustellen. Wenn dort selbst eine ungesunde Ernährungs- und Lebensweise praktiziert wird, ist jemand mit dem Vorhaben, sich zukünftig gesund ernähren zu wollen, ziemlich unangenehm. Denn damit wird ihnen ein Spiegel vorgehalten, der ihnen zeigt, dass auch sie besser etwas verändern sollten. Das ist natürlich nicht besonders schön für die anderen.

„Wie lange musst Du denn noch diesen Diätquatsch machen?“ oder „Ein Stück Sahnetorte wird schon nicht schaden!“ oder „Mmh, also dieser Wein schmeckt besonders lecker!“ sind ein paar subtile bis plumpe Bemerkungen, die sehr herausfordernd sein können. Noch nicht so gefestigt in der Umsetzung und das Gefühl, vielleicht nicht mehr dazuzugehören, kann weh tun und das Vorhaben zum Scheitern bringen.

 

Darum scheitern Diäten: Problematisches Essverhalten durch Erziehung

Zur Belohnung für die gute Schulnote oder das gute Zeugnis eine Tafel Schokolade und zum Trösten nach einem unschönen Erlebnis eine bunte Tüte vom Kiosk. Der Teller am Mittag musste leer gegessen werden, damit das Wetter am nächsten Tag gut wird. Und die Erinnerung an die Schale mit den Knabbereien vor dem Fernseher unter der Kuscheldecke macht heute noch ein wohliges Gefühl. Das sind anerzogene Verhaltensweisen, die oft über Jahre und Jahrzehnte Belohnungs-, Frust- und Stress-Essen auch im Erwachsenenalter verursachen. Es ist herausfordernd, solche Verhaltensweisen zu verändern und stellen ebenfalls einen Grund dar, dass eine Diät scheitern kann.

 

Es gibt also zahlreiche Barrieren und Widerstände, die die Umsetzung von Diäten zum Scheitern bringen. In solchen Situationen braucht es neben einer guten Vorbereitung und Planung eine klare Absicht, kreative Verhaltensweisen und starke Argumente. Nur so können die Herausforderungen einer Ernährungsumstellung gemeistert werden.

Eine ganz entscheidende Voraussetzung, eine Ernährungsumstellung zu meistern, ist allerdings im ersten Schritt die Übernahme der Eigenverantwortung. Egal, ob ein problematisches Essverhalten durch die Eltern anerzogen wurde, das soziale Umfeld selbst ein ungünstiges Essverhalten praktiziert und Druck ausübt oder Essen aufgrund von Stress oder Konflikten zur Beruhigung oder nach einem anstrengenden Arbeitstag als Belohnung genutzt wird. Es ist jederzeit die eigene Entscheidung.

Die Übernahme der Eigenverantwortung und ein ganz klares Warum, das eine Herzensangelegenheit sein sollte, schaffen eine gute Grundlage für eine nachhaltige Ernährungsumstellung. Dann gibt es keine Gründe mehr, es nicht zu tun, dann gibt es nur noch Wege, es zu schaffen.

Darüber hinaus ist eine Haltung, geprägt von Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und Selbstfreundlichkeit Voraussetzung, um sich immer wieder zu motivieren, das Ziel Schritt für Schritt zu erreichen. Wenn unbewusste Gefühle, die mit dem Essen verbunden sind, bewusst gemacht werden, können sie verändert werden.

Dazu möchte ich Dir meinen Blog-Artikel Achtsames Essen empfehlen. Hier erfährst Du, wie ich es selbst geschafft habe, aus einer jahrelangen Diät-Spirale auszusteigen. Im Blog-Artikel Zuckersucht stoppen bekommst Du zahlreiche Informationen und Tipps, wie Du einen behutsamen Ausstieg aus der Zuckersucht schaffen kannst.

 

Bildquelle: ellie-eshaghi-oc97BfPli9o-unsplash.jpg